Granny Angels
BANGERANG-Gespräch mit Agentur-Gründerin Jana Schandua und Granny Christel
„Eine verlässliche Kinderbetreuung ist vor allem für uns Frauen mehr als Gold wert“, findet Jana Schandua, selbst Mutter von zwei Kindern und Gründerin des Portals Granny Angels. Die mittlerweile gemeinnützige soziale Institution bietet in Hamburg seit einiger Zeit engagierte Seniorinnen an, die Familien bei der Kinderbetreuung einfühlsam unterstützen. Eine Win-Win-Situation: Für die Eltern, die Entlastung erfahren, weil sie zuverlässige Leihomis bequem online buchen und bezahlen können. Für die Grannys, die Wertschätzung für ihr Engagement erleben und sich über den Mindestlohn hinaus etwas zur Rente dazu verdienen können. Darüber hinaus sind die agilen „Oma-Engel“ aber auch vernetzt durch den monatlichen Stammtisch der Granny Angels, bei dem Tipps und Erfahrungen ausgetauscht werden können. Bei einem solchen fröhlichen Austausch treffe ich Jana Schandua.
Für die Gleichstellung von Frauen und gegen Altersarmut
Der Gründerin von Granny Angels ist es ein Herzensanliegen, dass Frauen ihre Karriere und Arbeitszeitwünsche auch mit Kindern weiterhin verfolgen, dass aber auch Paare sich Zeit füreinander nehmen können. In mehrstufigen Bewerbungsverfahren und ausführlichen Interviews sucht sie ihre Grannys sorgfältig und gezielt aus: „Das allerwichtigste für mich ist die Freude an Kindern!
Geklärt werden daneben auch Mehrsprachigkeit, Arbeitszeitwünsche, aber auch Motivation und Hobbys. Zudem muss von den Bewerberinnen ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorgelegt werden. Am Ende matchen wir Familien und Grannys, um lange Anfahrtswege zu vermeiden.“ Welche Vorteile gerade Omis in der Kinderbetreuung bieten, weiß Jana Schandua aus eigener Erfahrung nur allzu gut: „Unsere Grannys können auch mal vormittags einspringen und vor allem mit Erfahrung und Souveränität punkten: Sie stammen zu 80 % aus dem Care-Bereich, sind also ehemalige Erzieherinnen, Krankenschwestern etc. Die Mindestbuchungsdauer der Grannys liegt bei 2 Stunden, damit sich An- und Abreise lohnen. Wichtig zu erwähnen ist auch, dass die Grannys haftpflicht- und unfallversichert sind und die Eltern für den Granny-Einsatz eine Rechnung erhalten, die sie steuerlich geltend machen oder z. B. auch dem Arbeitgeber für eine mögliche Bezuschussung der Kinderbetreuung vorlegen können.“
Über das schöne Gefühl des Gebrauchtwerdens
Beim Stammtisch treffe ich auch Granny Christel, eine fröhliche Endsiebzigerin, die mit viel Ausstrahlung und Energie besticht. Christel wurde durch eine Annonce auf Granny Angels aufmerksam und unterstützt seit März eine alleinerziehende Mutter mit zwei kleinen Kindern. Sie erzählt vom ersten Kennenlernen: „Die Sechsjährige hatte kurz zuvor ihre Oma verloren und als sie mich sah, schloss sie mich gleich als neue Omi ins Herz. Ihr dreijähriger, hörbehinderter Bruder spielte dagegen scheinbar unbeteiligt neben uns, doch zum Schluss reckte er mir dann doch die Arme entgegen und die Mutter freute sich: „Jetzt hat er dich auch adoptiert.“ „Flo* ist mir seitdem richtig ans Herz gewachsen genauso wie Hanna* (Namen von der Redaktion geändert). Ich unterstütze die Mutter aktuell zweimal die Woche für zwei Stunden und habe mittlerweile auch zu ihr ein enges Vertrauensverhältnis aufgebaut, da sie vieles zu meistern hat als Alleinerziehende. Ich komme auch mal außer der Reihe, da ich nur zehn Minuten entfernt wohne.“ Wie sehr Christel mit Herzblut dabei ist, wird klar, als sie weitererzählt: „Der kleine Flo hat jetzt zwar Implantate, mit denen er zeitversetzt hören kann, doch er spricht nicht, noch nicht richtig. Daher lerne ich jetzt ein wenig Gebärdensprache, aber der kleine Kerl zeigt mir auch sonst, was er möchte. Seine Schwester Hanna wiederum ist sehr lebhaft: Wenn ich mit ihr im Stadtpark bin, bin ich echt gefordert,“ lacht Christel, „aber ich bin ja zum Glück sehr fit.“ Christels Vielseitigkeit und Einfühlungsvermögen als Granny zeigt sich auch in der Betreuung ihrer zweiten Familie, die einen multikulturellen Hintergrund hat: Mit der Vierjährigen liest Christel zum Beispiel Kinderbücher auch auf Englisch oder übt Flamenco-Figuren, da das Mädchen wie Christel selbst sehr tanzbegeistert ist. „Jede Familie macht mir viel Spaß und ist schön für mich. Ich schätze die große Erfahrung und Bereicherung durch meine Arbeit als Granny, aber auch die große Herausforderung.“ Auf die Schlussfrage, welche Eigenschaften man als Granny ganz besonders benötigt, meint Christel mit einem Augenzwinkern: „Wichtig ist es, gut zuzuhören, Ruhe auszustrahlen, auf die Kinder einzugehen und ihren Bedürfnissen nachzukommen. Außerdem sollte man fit sein und über Humor und Gelassenheit verfügen.“
Das Gespräch führte Gaby Friebel
Weitere Infos zur Agentur: www.granny-angels.de