Dortmund
Stahl, Bier und der BVB dürften den meisten von uns einfallen, wenn wir an Dortmund denken. Das ist nicht falsch, doch die Ruhrgebietsmetropole hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt und viel mehr zu bieten: spannende Ausstellungen für Kinder, weitläufi ge Parks und vielfältige Freizeitangebote für die ganze Familie. Hier werden wir viel Neues entdecken und dabei doch überall auf Spuren der stolzen Vergangenheit stoßen.
Stefanie Kleemann_Dortmund Agentur
Dortmund
Tour 1
Grün und gelb-schwarz – Westfalenpark und Borusseum
Ab ins Grüne“ lautet unsere Devise für den Start unseres Dortmund-Besuchs. Klingt zunächst merkwürdig für diese alte Industriestadt, doch rund 50 Prozent der Westfalenmetropole sind tatsächlich grün. Und besonders grün ist es im Westfalenpark, den wir vom Hauptbahnhof in nicht einmal zehn Minuten mit der U45 erreichen. Der rund 70 Hektar große Park, der seine heutige Gestalt zur Bundesgartenschau 1959 erhielt, gilt als eine der schönsten Freizeitanlagen des gesamten Ruhrgebiets – mit Recht.
Eigentlich sollten wir uns einen ganzen Tag Zeit für den Park nehmen. Doch da wir später noch einiges vorhaben, müssen wir eine Auswahl treffen. Dafür brauchen wir einen Überblick und den bekommen wir auf der Aussichtsplattform des rund 210 Meter hohen Florianturms. Den Überblick haben wir jetzt, allerdings nicht nur über den Park, sondern über das gesamte Ruhrgebiet. Zur Feier seines 40. Geburtstags und dem des Westfalenparks 1999 trug der Turm übrigens eine gewaltige, 58 Meter lange Krawatte, da wären wir gern dabei gewesen.
Zurück auf der Erde lassen wir uns treiben, durch verschiedene Themengärten, vorbei an Minigolfplätzen, Socceranlagen oder tollen Spielplätzen, durch eine Steppe und ein Moor … der Westfalenpark bietet in der Tat ein All-inclusive-Paket. Ein konkretes Ziel haben wir aber doch noch, das Kindermuseum mondo mio! im Westfalenpark, das mit Alltagsgegenständen aus aller Welt zum Verständ nis für andere Kulturen anregen will und dabei überraschende Zusammenhänge demonstriert: Warum zum Beispiel muss eine Familie im südamerikanischen Regenwald umziehen, nur weil wir so gern Hamburger essen? Wieso reist ein T-Shirt um die ganze Welt, bevor es im Laden liegt? Darüber diskutieren wir eifrig, während wir uns im Schürmanns stärken, wo es zum Glück vor allem regionale – und ausgesprochen leckere – Produkte gibt. Die Kinder im Sandkasten haben wir von der Terrasse aus gut im Blick.
Über den Ausgang Florianstraße kommen wir wieder zur Haltestelle „Westfalenpark“ und fahren zwei Stationen mit der U45 bis zum Stadion. Genauer gesagt zum Signal Iduna Park, für viele das Mekka des deutschen Fußballs. Der BVB hat heute ein Auswärtsspiel, eine gute Gelegenheit für uns, im Borusseum vorbeizuschauen, dem Museum von Borussia Dortmund. Man muss kein eingefleischter Fußballfan sein, um hier die Bedeutung zu spüren, die dieser Sport für die Menschen in Dortmund – und im gesamten Ruhrgebiet – seit Langem hat. Die zahlreichen Exponate und natürlich die gewonnenen Trophäen sind Zeugen einer Vereinsgeschichte, die vor allem von der geradezu bedingungslosen Treue der Anhänger geprägt ist. Als besonderes Highlight haben wir eine Stadiontour gebucht – und auch wenn die 80.000 Plätze heute leer sind, so spüren wir doch eine ganz besondere Atmosphäre, wenn wir aus der Mannschaftskabine durch den Spielertunnel auf den Platz laufen. Und unser Sohn wird in den nächsten Monaten beim Training seiner E-Jugend noch intensiver an seiner künftigen Profikarriere feilen.
Foto_Karlheinz Jardner
Familienfuehrung Kok Hansa
Tour 2
Arbeit heute und gestern – DASA und Kokerei Hansa
Die Faszination des Stadionbesuchs hat noch bis heute Morgen angehalten. Allerdings schlägt uns das schlechte Wetter etwas auf die Stimmung. Die hellen wir auf durch einen Besuch der DASA, Deutschlands größter Ausstellung zur Arbeitswelt, die wir vom Hauptbahnhof in nur vier Minuten mit der S1 erreichen. Was die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hier auf die Beine gestellt hat, ist aller Ehren und einen ausführlichen Besuch wert.
Das Angebot ist gewaltig. Im Lkw-Simulator mit originaler Geräuschkulisse und echtem Fahrgefühl werden wir zu Königen der Landstraße. Unsere Kinder haben besonders viel Freude im „DASA-DROM“, wo sie in kleinen Gondeln durch ein gruseliges Warenlager fahren, in dem Regale umkippen oder Stolperfallen liegen – „innerbetrieblicher Transport“ als spaßig-chaotisches Event. Die „Straßenbahn nach Wambel“ zeigt, wie öffentlicher Nahverkehr vor mehr als 80 Jahren funktionierte, und im „Irrgarten für die Sinne“ lernen wir, welch ein tolles Organ unser Gehirn doch ist. Wir fahren zurück zum Hauptbahnhof, steigen dort in die U47 und rauschen in drei Minuten zur Station „Stadtgarten“.
Unser nächstes Ziel ist das Kindermuseum Adlerturm, wo heute auch mal unsere Jüngsten auf ihre Kosten kommen sollen – und werden. Sie haben großen Spaß daran, in alte Kleider und Rüstungen zu schlüpfen, eine alte Tretmühle zu bedienen, die Stadt gegen Angreifer zu verteidigen oder sich als kleine Archäologen zu betätigen. Und fast nebenbei wird die längst vergangene Epoche der mittelalterlichen Reichsstadt Dortmund wieder zu neuem Leben erweckt – eine gute Idee, hervorragend umgesetzt.
Anschließend nehmen wir wieder die U47, um nach rund 20-minütiger Fahrt (bis Haltestelle
„Parsevalstraße“) in der stillgelegten Kokerei Hansa eine andere, für die Region ehemals wichtige Epoche zu inspizieren. Noch bis 1992 wurde hier bei mehr als 1.000 Grad Celsius Steinkohle zu Koks gebacken. Daran erinnern noch der alte Kohleturm, die Ofenbatterie und die ehemalige Maschinenhalle mit fünf Gaskompressoren. Uns begeistert heute besonders das Nebeneinander scheinbar gegensätzlicher Komponenten, das uns auf dem Erlebnispfad „Natur und Technik“ begegnet.
Neben alten Hallen wachsen Birken und Sommerfl ieder, die Natur erobert ihr Terrain zurück. Unterdessen waren unsere Kinder für zwei Stunden mit „Kokskrümel Karlchen Koks“ auf Schatzsuche unterwegs – erfolgreich, wie uns später, beim Abendessen ausführlich berichtet wird. Das nehmen wir bei Tante Amanda ein, einem Ausflugslokal im beinahe ländlichen Dortmunder Osten. Gottseidank haben wir es nicht weit, fahren von der „Parsefalstraße“ mit der U47 in fünf Minuten bis zur Endstation „Westerfilde“ und laufen von dort in rund 20 Minuten durch die Westerfilder Straße und durch die Straße „Mosselde“ zur Tante. Dort erwartet uns gutbürgerliche Küche in einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus mit großem Biergarten, einem ebenfalls riesigen Spielplatz und einer Tischminigolfanlage.
Dortmund Tourismus
Kampstraße 80 , 44137 Dortmund, Tel. 0231/18 99 90
Quelle: Bernd Pieper
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