Ein außergewöhnliches Land erkunden, eine fremde Kultur kennen lernen und seltene Tiere entdecken, das waren unsere Motive,Madagaskar als Reiseziel zu erwählen. Und nein, wir waren nicht beeinflusst durch den gleichnamigen Animationsfilm, denn Löwen,Zebras, Giraffen, Nilpferde und Pinguine gibt es auf Madgaskar nicht. Dafür aber Indris, Zebus,Maus-Lemuren, Chamäleons und Wale.Anfang Juni starten wir in unser Abenteuer und bemerken schon bei unserer nächtlichen Ankunft in der Hauptstadt Antananarivo oder kurz Tana genannt, den Unterschied zu Deutschland: Nur wenige Lichter beleuchten Häuser oder Straßen, ganz anders als bei uns.Direkt am Morgen geht es los mit unserer neuntägigen Erkundungsreise, zusammen mit unserem Guide Fanilo und Fahrer Marco brechen wir auf über die Hochebenen,Richtung Ampefi. Wir reihen uns ein in das Autogewirr, Hup- und Trillerkonzert der Straßen.Fahren vorbei an verwitterten Häusern aus der französischen Kolonialzeit, einfachen Lehmhäusern,kleinen Geschäften in Holzverschlägen,Obstständen und Reifenhändlern mit glitzernd verpackten Rädern. Menschen drängen sich über die Straße, Kinder laufen zwischen alten,stinkenden Autos durch, einige ziehen ihre kleinen Geschwister hinter sich her … uffz, was für ein Kulturschock. Doch wir wollten ja etwas völlig anderes kennenlernen …
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Madagaskar
Rote Erde leuchtet in der hügeligen Landschaft
Wir lassen die Stadt hinter uns, nur noch wenige Autos sind unterwegs. Rote Erde leuchtet in der hügeligen Landschaft, kleine Reisfelder scheinen sich in die Täler zuschmiegen. Hin und wieder begegnen wir Zebu-Karren, beladen mit Säcken und Gemüse.Barfuß ziehen die Männer auf Holzschlitten Waren hoch beladen hinter sich her.Strom gibt es in den Dörfern nicht, einige Hütten haben kleine Solarfelder, um Akkus aufzuladen, damit sie abends etwas Licht haben. Auf der Straße wird Maniok oder Reis direkt auf dem warmen Asphalt getrocknet.Reis ist eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel der Madagassen und wird zu jeder Mahlzeit gegessen, am Morgen als dicke Suppe, mittags und abends mit Zebu, Huhn oder Gemüse.
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Geysiren von Andranomandraotra
Am Nachmittag kommen wir, nachdem wir eine längere Offroad-Piste entlang geholpert sind, an unserem ersten Etappenziel an, den Geysiren von Andranomandraotra (ca. 125 kmvon Tana). Trotz der ehemals vulkanischen Umgebung sind die Geysire nicht natürlichen Ursprungs, sondern entstanden durch Trockenlegung von Aragonit- und Mineralminen. Schon auf dem Parkplatz werden wir von einer Gruppe junger Mädchen empfangen, die buntbemalte Lavasteinfiguren verkaufen, um die Familienkasse aufzubessern. Einheimischen,die selbstgemachte Souvenirs, Vanille oder Tücher verkaufen, werden wir auf der Reise immer wieder begegnen.
Die Situation ist ungewohnt und etwas unangenehm für uns,da die kleine Truppe uns die ganze Zeit folgt.Zum Schluss kaufen wir einige der kleinen Figürchen für umgerechnet je 50-80 Cent. Dadas Tageseinkommen in der ländlichen Regionbei ca. 2 € pro Tag liegt, hoffen wir, die Familien etwas zu unterstützen.
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Madagaskar
Zebu-Markt in Tsiroanomandidy
Am nächsten Morgen brechen wir nach Tsiroanomandidy auf, um dort einen großen Zebu-Markt zu besuchen, der mittwochs und donnerstags stattfindet. Während diese Buckelrinder übers Feld getrieben werden,stehen bunt gekleidete Menschen in kleinen Gruppen zusammen und lachen. Wir werde nskeptisch beäugt – Ausländer scheinen hier selten vorbei zu kommen. Doch nach unserem freundlichen Gruß „Salam“ geht ein Strahlen über die Gesichter der Einheimischen. Wir schauen uns um, versuchen mit Gesten zufragen, ob wir Fotos machen dürfen. Plötzlich nähert sich uns eine kleinere Gruppe. In der Mitte ein alter Madagasse mit Schlapphut,umringt von vielleicht 15 jungen Männern.Unser Guide übersetzt, dass der Alte uns begrüßen möchte und sich freut, dass wir dem Zebu-Markt die Ehre geben und diesen besuchen. Immer wieder wird uns eine solche Art von Freundlichkeit auf unsere Tour begegnen. Zum Abschluss werden noch gemeinsam mit uns „Wazas“, uns Ausländern,Fotos gemacht.
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Madagaskar
Wir stürzen uns in dasGetümmel der bunten Straßen, wo inBretterbuden alte Plastikflaschen, kleineHolzkohle-Feuerstellen, Seifen, Lebensmitteloder schrille Plastikspielsachen verkauftwerden.
Wir stürzen uns in das Getümmel der bunten Straßen, wo in Bretterbuden alte Plastikflaschen, kleine Holzkohle-Feuerstellen, Seifen, Lebensmittel oder schrille Plastikspielsachen verkauft werden. Immer mit dabei unser Guide Fanilo,der mit Argusaugen über uns wacht, was sich komisch anfühlt. Bedroht oder bedrängt haben wir uns aber nie auf unserer Reise gefühlt.Die Wasserfälle Chute de Lilly – benannt nach einer jungen Frau, die sich aus Liebeskummer hier herunter gestürzt haben soll – sind am Nachmittag unser Ziel. Wieder rumpeln wir mitdem Auto über löchrige Straßen und werden ordentlich durchgerüttelt – scherzhaft auch als„Madagaskar-Massage“ bezeichnet. Imangrenzenden Dörfchen verkaufen die Frauen Gemüse, Obst und Holzkohle. Die Männer waschen in großen Tüchern Karotten im Fluss und verpacken diese für den Verkauf in der Stadt. Wir wandern zum Wasserfall hinab und genießen den Ausblick auf die Landschaft und die rot leuchtenden Blätter der Weihnachtssterne.
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Regenwald Mantadia Nationalpark
Früh am nächsten Morgen starten wir Richtung Osten, in den Regenwald, wo uns bald die ersten Regenschauer begrüßen. In Andasibe haben wir die Möglichkeit, einen kleinen Chamäleon-Zoo zu besuchen und die Vielfalt und Farbenpracht dieser Tiere zu bestaunen.Begleitet von einem örtlichen Guide fahren wir am folgenden Tag tiefer in den Regenwald von Analamazaotra. Wir erfahren viel über den Artenreichtum, die Nutzung der Pflanzen für den Hausbau und deren Heilkraft. Dann hören wir plötzlich die lauten Schreie der Indris, die zu den größten Lemuren zählen, bevor wir diese dann in den Baumwipfeln erspähen. Ganz leise gelingt es uns auch, an eine kleine Gruppe Sifakas, ebenfalls eine Lemurenart, heran zukommen und sie beim genüsslichen Blätterschmauszu beobachten. Am Nachmittag besuchen wir mit einem Kanu das private Reservat von Vakona. Hier sind die Lemuren durch die Fütterungen der Besucher jedoch sehr an Menschen gewöhnt. Kein Vergleich mit dem bewegenden Erlebnis am Vormittag in der Natur.
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Lemuren
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Lemuren Indri
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Madagaskar
Chameleon
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Nachtaktiver Aye Aye
Am Abend haben wir die Gelegenheit, bei einer Nachtwanderung einige nachtaktive Lemuren und schlafende Chamäleons zusehen. Noch einen Tag verbleiben wir in der Region und schauen uns die Umgebung und den Mantadia Nationalpark an. Dann brechen wir auf zum Indischen Ozean, an den Canal des Pangalanes. In Akanin’ny nofy machen wir Station. Ein Boot fährt uns gute 1,5 Stunden den Kanal entlang, zu einer gemütlichen Bungalow-Anlage. Die Palme „Baum der Reisenden“dominiert hier die üppige grüne Vegetation,die fast überall bis ans Wasser drängt. Wir entdecken malerische kleine Buchten, wo Frauen Wäsche waschen, die Kinder am Wasser spielen und kleine Holzhütten im Dickichtauftauchen. Im Le Palmarium verbringen wir drei wunderbare Tage – ohne Handy, Internet,Strom gibt es nur morgens und abends. Bei einem Ausflug in den direkt angrenzenden Naturpark werden wir von zutraulichen Lemuren begleitet. Ein besonderes Highlight ist ein fast zahmes Indri-Weibchen mit seinem ca.zwei Wochen alten Jungen, das wir sehr naher leben dürfen. Bei einem Spaziergang zu den fleischfressenden Pflanzen Nepenthes entdecken wir mit unserem Guide hellblaue und weiße Fröschchen, blaue Pilze, Stabheuschrecken…
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Lemuren Indri mit Baby
Rote Erde leuchtet in der hügeligen Landschaft
Am 9. Tag fahren wir mit dem Boot durch den Canal des Pangalanes nachTamatave, der größten Hafenstadt Madagaskars,um von dort in das ca. 80 km Mahambo zugelangen. Obwohl wir hier auf der Hauptstraßefahren, brauchen wir für die Strecke ca. 7 Stunden. Die Regenzeit und der schlechte Straßenbau haben eine gigantische Schlaglochpiste hinterlassen, auf der Autos von links nach rechts kurven, um keinen Achsenbruch zu erleiden.
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Naturpools beim Dorf Ambodiatafana
Von Mahambo geht es mit dem Schiff nach ÎleSainte-Marie, auch Nosy Boraha genannt. Hier möchten wir uns einige Tage entspannen und in der idyllischen Bucht von unserer Unterkunft,der Natiora Green Lodge, schnorcheln. Mitdem Tuk Tuk unternehmen wir einen Ausflug in den Norden zu den Naturpools beim Dorf Ambodiatafana. Da hier einige Fady (Tabus undTraditionen) gelten, sollte man sich nur in Begleitung eines Einheimischen aufhalten.Belohnt wird man mit einem grandiosen Blick über die Küste – man meint, jeden Moment einen Piraten erspähen zu können.
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Buckelwale
Drei weitere Tage verbringen wir im Süden der Insel. Von hier aus unternehmen wir einen Tagesausflug mit dem Boot zur Île aux Nattes und haben das große Glück, Mitte Juni die ersten Buckelwale bei einer Wal-Safaribeobachten zu können. Einfach überwältigend!Mit dem Flieger geht es später zurück nach Tana und von dort am nächsten Tag nach Hamburg.Gut zwei Wochen unglaublicher Erlebnisse liegen nun hinter uns. Wir haben ein Landbereist, das zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Regionen der Welt gehört. Die Kinder spielen dort mit den einfachsten Mitteln, mit „Bällen“ aus zusammengeknoteten Bändern oder Plastikresten. Sie müssen Zebus und Enten hüten und auf ihre kleineren Geschwister aufpassen. Beeindruckend fanden wir, wie offen und herzlich uns die Mensche nauf Madagaskar begegneten – ohne hängende Mundwinkel oder frustrierte Gesichter. Ihr Lebensmotto Mora Mora, was so viel wie„immer mit der Ruhe“ bedeutet, sollten wi rauch in unser Leben holen.
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Palme der Reisenden
INFOS: Einwohner: ca. 25,5 Mill.Touristen/Jahr: ca. 260.000 Fläche: ca. 1,5 mal so groß wie Deutschland
FLUG: Air France (Paris - Antananarivo)Rückflug mit Tsaradia: Île Sainte-Marie - Tana, 1 Tag Puffer einbauen, falls Flug ausfällt
TIPPS: Individuelle Reiseplanung: lemurenland.de Geeignet für Kinder +12 J., da lange Fahrzeiten Orchideen-Fans: Reisezeit Sept. / Oktober Wal-Beobachtung: Juli-Sept.
HOTELS :hotelvakona.com · natiora.comprincesse-bora.com
IMPFUNGEN: für Kinder: Masern! Empfohlen: Tetanus,Diphtherie, Poliomyelitis, Hepatitis A, Typhus,Tollwut bei Trekkingreisen Reiseapotheke: Malaria-Prophylaxe, Anti-Mücken-Mittel, Mittel gegen Fieber, Schmerzen und Durchfall, Desinfektionsmittel, Pflaster undVerbandsmaterial sowie Sonnenschutzmittel